Radfahrwochenende Lohm 20. – 22. 07.

Schon lange hatte ich den Plan, einmal ein Wochenende in Lohm zu verbringen und Fahrrad zu fahren.

Per Rad sieht man viel mehr, als mit dem Auto und kann die Erinnerungen viel besser wieder aktivieren oder neue Zusammenhänge und interessante Dinge erkunden.

Der Aktionsradius ist einfach größer als zu Fuß und man entschleunigt besser als mit dem Auto.

Ich hatte mich im Schloß eingemietet, ein Plan, den ich schon ganz lange hatte.

Kurz nach 11.00 Uhr startete ich in Rödlitz und war gegen 15.30 in Lohm. Als erstes fuhr ich auf dem Hof bei Warnats vorbei und meldete mich bei Tante Irmchen und Anke. Dann fuhr ich rüber ins Schloss und meldete mich an. Ich war ganz platt über die Ausstattung. Alles wirklich auf Schloss und alt gemacht, kein typischer Hotelbetrieb, sondern eher wie übernachten bei Freunden.

Die Anlage vor dem Schloß war gepflegt und die Oleander blühten, wie sonst nur in Italien.

Aber ich wollte ja Fahrrad fahren und so machte ich mich auf den Weg.

1. Tour: Hinter der Kirche rechts Richtung Stüdenitz. 

Ich glaube, das letzte Mal bin ich diesen Weg mit vielleicht 12 Jahren gefahren, als wir einmal mit Onkel Alfred die LPG Herde Kühe mit umtreiben durften. Jetzt war der Weg asphaltiert und führte durch Kempe (aus unerfindlichen Gründen jetzt Krüllenkempe, oder hieß das schon immer so?) Richtung Stüdenitz. Am Weg sstand kurz hinter dem Dorf ein Reh auf der Wiese und schaute mich ganz ungläubig an, ob wirklich jemand in der Hitze auf dem Weg entlang kam. Bis ich den Fotoapparat scharf hatte trabte es dann gemächlich davon. Dann stolzierte ein Storch über die Wiesen und suchte nach Futter, es war Idylle pur.

In Stüdenitz ging ich in die Kirche, und schaute sie mir in Ruhe an, das hatte ich schon lange vor, war aber noch nie drin. Beeindruckend fand ich die Ausstattung und den Zustand, es wurde aber auch noch gebaut.

Danach fuhr ich von Stüdenitz über einen Sand – LPG Weg nach Schönermark. Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt schon einmal dort gewesen zu sein. Auslöser war, dass in Stüdenitz 2 Mähdrescher unter der Bahnunterführung durchfuhren, die mit 4m Höhe angegeben war. Die Mähdrescher passten gerade so saugend durch. Es war rechts und links oben vielleicht noch 20cm Luft und ich fuhr dann einfach hinterher. 

Obwohl ja scheinbar alles eben ist, ging es den Weg leicht bergauf, was bei dem Sand kein so direktes Vergnügen war. Das schöne war aber, dass rechts und links des Weges herrliche Birnbäume standen, von denen wunderbar süße, reife Birnen heruntergefallen waren und zum kosten einluden. Wem da nicht der Herr von Ribbeck im Havelland… einfällt, mir jedenfalls fiel er ein und ich war total begeistert, als ich den Ort erreichte. Die Kirche war leider zu, und so fuhr ich weiter Richtung Zernitz.

Der Bahnhof in Zernitz war ja so en Fixpunkt, an dem ich mich gut erinnerte, obwohl ich dort nie ein oder ausgestiegen bin. Aber an der Schranke habe ich als Kind gefühlte unzählige Stunden gestanden. Jetzt ist er ein verwunschener Ort, der auf einen Märchenprinz hofft, der ihn wieder wachküsst (oder auf die Abrissbirne).

Auch die Kirche in Zernitz war offen und ich war wieder einmal platt, wie weit Vorstellung und Realität auseinanderklaffen. Die uralte Kirche ist gefühlt mit 3 Mann überfüllt, aber wunderschön.

Danach ging es über Plänitz nach Wusterhausen, dem Ziel. Am Markt hielt ich an einer Pizzeria an, aß eine wunderbare Pizza (hatte aber auch richtig Hunger, weil ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte). Das schockierende war der niedrige Preis, ich schaute extra noch einmal nach, ob ich eventuell die Kinderkarte erwischt hatte, aber es war aalles gut. Am Ende zahlte ich für Pizza und zwei Wasser 9.80€, das war echt günstig!

Über den Radweg fuhr ich dann nach Neustadt und von dort über Neuendorf und die LPG Straße zurück zur Jäglitzbrücke und nach Lohm.

Dann schnell unter die Dusche und hinüber zu Warnats und ein bißchen erzählen. Als ich wieder vo der Gartenbank aufstand, war es 23.15 Uhr. Die Zeit war wie im Fluge vergangen und auch Tante Irmchen war die ganze Zeit dabei.

 

Nach der Übernachtung in der „weißen Kammer“ machte ich mich Samstag früh zur 2. Tour nach Havelberg auf.

Vorher, unmittelbar nach dem Frühstück auf der Terrasse im Park, schlenderte ich noch durch den großen Park, der auch die ehemalige Pferdekoppel und den Teich beinhaltete, an dem wir als Kinder immer gespielt hatten.

Ich fuhr wieder hinter der Kirche dieses Mal nach links, Richtung nirgendwo, sollte irgendwie in Neuhöfe vorbeikommen, der Ort wo unser Großvater seine Wiesen hatte und wir oft mit ihm Melken waren, Heu eingefahren haben oder beim Brunnen bohren zugeschaut haben.

Vorher hielt ich aber beim Schloss Lohm 1 an und schaute es mir an. Dort sollen Nachfahren der Familie von Winterfeld jetzt ausbauen. Da ist noch viel Arbeit und Phantasie notwendig, um das wieder in einen Zustand zu bringen, um von einem Schloss zu sprechen.

Aber um auf den Radweg zurück zu kommen. Nach einer Weile kam ich auf einen Querweg, den ich zum Neuhöfer Weg erklärte und ein paar Fotos machte. Wieder erkennen war absolut nicht möglich. Dann ging es auf die Straße Richtung Havelberg, nach Vogtsbrügge und Kümmernitz. Irgendwie sagten mir die Orte was, aber eine Erinnerung hatte ich absolut nicht. In Vogtsbrügge ging ein Weg Richtung „Sophieendorf“ und da der Weg das Ziel war bog ich kurzerhand ab. Das war eine echte Herausforderung! Der Sand war wie eine Düne, ganz weich und der Fahrraadreifen rutschte von einer Rille in die Nächste. Ich war froh, den Ort erreicht zu haben und kehrte um.

Die Chaussee von Kümmernitz nach Havelberg war kilometerlang absolut gerade und führte durch Kiefernwald, der nicht enden wollte (Es waren je nach Schid 10 oder 11 km).

Aber irgendwann ist auch der längste Weg geschafft und ich kam im Dom an. Das Museum hatte natürlich gerade Mittagspause, aber das hob mich nicht so an, ich wollte den Dom sehen und schaute ihn mir lange an.

Danach fuhr ich auf dem Elberadweg nach Sandau. Vor vielen Jahren, sicherlich noch zu tiefsten DDR Zeiten, war ich schon einmal dort und hatte mich über dengewaltigen, total zerstörten Kirchturm gewundert. Jetzt hatte ich im Internet gelesen, das er wieder aufgebaut sei. So war es auch. Ein engagierter Führer zeigte mir alles bis hinauf zum Glockenstuhl, in dem wieder die beiden Glocken hängen, die schon vor dem Krieg dort hingen. 

Er erzählte auch, wie es zur Zerstörung kam. Zu Kriegsende standen auf der gegenüberliegenden Elbseite die Amerikaner. Als im Ort weisse Bettlaken aufgehängt wurden, verhinderte das die SS. Daraufhin zerstörten die Amerikaner den Ort zu 80% und eben auch die Kirche. Der Kirchturm wurde dann ab 2002 wieder aufgebaut und beinhaltet jetzt moderne Gemeinderäume, eine absolute Schau!

Dann machte ich mich auf den Heimweg. In Havelberg kam ich noch and der Kirche in der Stadt vorbei, die zu war, fuhr dann über Kümmernitz wieder nach Sophieendorf.

(Ich hatte mir zwischenzeitlich eine Radkarte gekauft und gesehen, dass der beste Weg direkt von Sophieendorf nach Loh führte).

Der Weg war immer noch in dem gleichen Zustand wie vormittags, aber auch hier war ein Ende absehbar. Gegen 16.00 Uhr war ich dann wieder in Lohm, duschte und ging mit Marit noch einmal auf den Friedhof.

Abends grillten wir dann alle gemeinsam. Es war ein wirklich schöner Tag.

Am Sonntag fuhr ich dann gegen Mittag wieder nach Haus und kam auch gut wieder an.